Welche sprachlichen Konstruktionen und Gesprächspraktiken verwenden Klient und Therapeut, um sich im Therapiegespräch verständlich zu machen und um in der Interaktion Bedeutung/Sinn herzustellen? Wie werden Wörter und Ausdrücke im Gespräch mit Bedeutung versehen und wie verstehen Zuhörer das von Sprechern Gemeinte?\udIn der vorliegenden Arbeit wird ein elektronisches Konstruktionslexikon entworfen, mit dem Wörter und Ausdrücke mit linguistischen und extralinguistischen Informationen versehen abgebildet werden können. Im Hintergrund steht das erzählanalytische Verfahren Erzählanalyse JAKOB und die damit verbundene Analyse und Interpretation der lexikalischen Wahlen in den Erzählungen von Psychotherapiepatienten.\udKonzepte der Konstruktionsgrammatik erweisen sich als geeignet für die Modellierung von Lexikoneinträgen, die aus in Mustern eingebetteten Einzelwörtern, vor allem aber aus variablen oder fixen Ausdrücken und Redewendungen bestehen. Eine Konstruktion ist eine Form-Bedeutungseinheit und umfasst Merkmale von Morphologie über Syntax und Semantik bis hin zu pragmatischen und funktionalen Eigenschaften der Wortverbindung und des Diskurskontextes. Der Diskurskontext erweist sich dabei als der Knackpunkt und führt immer wieder zur Frage, welche (kognitiven) Prozesse für die Auswahl und Kombination von Wortverbindungen beim Meinen und Verstehen verantwortlich sind. Einerseits verfügen wir über ein grosses Repertoire von schnell abrufbaren vorgefertigten Phrasen, von konventionalisierten Wortkombinationen bis zu Metaphern und Idiomen, andererseits können wir diese Ausdrücke oder Teile davon im Sprachgebrauch auch auf kreative Weise neu kombinieren.\udFür den Aufbau des Konstruktionslexikons werden Gesprächsausschnitte aus Transkripten mit gesprächsanalytischen Methoden untersucht; korpuslinguistische Verfahren belegen das Vorkommen der Wortverbindungen in den Gesprächskorpora in Bezug auf Häufigkeit, Kontext und weitere Eigenarten des Sprachgebrauchs. Aus diesen Befunden werden Hypothesen über die Funktionen einer Wortverbindung gebildet und die Lexikoneinträge modelliert. Datengrundlage sind drei Gesprächskorpora mit Psychotherapiegesprächen (ca. 500 transkribierte Stunden). Zu Vergleichszwecken werden ausserdem Daten aus dem Archiv für gesprochenes Deutsch, aus dem Schweizer Textkorpus und aus einem grossen deutschsprachigen Internet-Korpus verwendet.
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